Ömmcher Ösel
Der "Ösel" (Esel) als Symbolfigur für die Bewohner Imgenbroichs
Im Monschauer Land hat der Volksmund fast jedem Ort einen Spitznamen verpasst. Eine Ausnahme bildet unser Dorf Imgenbroich, das mit zwei Spitznamen bedacht wurde. Die Einwohner Imgenbroichs werden von den Bewohnern der Nachbardörfer in Eifeler Plattdeutsch "Ömmcher Ösel" (Imgenbroicher Esel) und "Ömmcher Wönk" (Imgenbroicher Wind) genannt. Schon vor vielen Jahren sind Heimatforscher der Frage nach der Herkunft der Spitznamen für Imgenbroich nachgegangen und haben dazu Überlegungen angestellt.
So schreibt Prälat Peter Schreiber (1886 – 1967) in der 1955 veröffentlichten Broschüre mit dem Titel "Imgenbroich ein ehemaliges Tuchmacherdorf" auf Seite 40:
Diese Zuwanderung [gemeint ist der Zuzug junger Arbeitskräfte in der Blütezeit der Tuchindustrie] brachte immer wieder Blutauffrischung und bewahrte das Dorf vor gefährlicher Inzucht. Ein Sichabschließen gegen andere Dörfer, wie vielfach anderwärts, kam dadurch in Imgenbroich nicht auf. Dieses Dorf, oder sagen wir besser, Landstädtchen war in gewissem Sinne "weltoffen", was auch in der Sprechweise und Haltung seiner Bewohner zum Ausdruck kam. Sicherlich hat auch der verfeinerte Lebensstil in den vornehmen Häusern der Tuchfabrikanten auf die Dorfbewohner abgefärbt. So ist denn wohl auch zu verstehen, wenn die Imgenbroicher seitens der Umwohner im Kreise den Spitznamen: "Windbeutel", "Imscher Wind" erhielten.
Und Heinrich Huppertz schreibt im Heimatkalender 1965 "Von Konzen nach Imgenbroich", S. 30:
Man könnte glauben, Imgenbroich sähe etwas herablassend auf die Nachbarn Konzen und Eicherscheid. Nicht hochnäsig, keineswegs; dafür ist alles viel zu echte Eifeler Art, das Dorf und die Häuser und die Kirche und die Menschen. Und dennoch, eine Kleinigkeit stolzer! Die etwas derberen Konzener und Mützenicher nennen das feinere Benehmen der Imgenbroicher "Ömscher Wönk". Das sagten wohl gelegentlich mit einem Anflug von Verachtung die, die sich bei den feinen Imgenbroicher Mädchen einen Korb holten, wenn sie so gerne zarte Bande angeknüpft hätten. Dafür mussten sie die wenig schmeichelhafte Bezeichnung "Konzer Köh" einstecken, doch das war niemals boshaft und verletzend gemeint, und trotz des "feinen Benimms" der Imgenbroicher und der kernigen Art der Konzener sind in allen Generationen zarte und dauerhafte Bande geknüpft worden bis in die Gegenwart.
Hinweis:
die obigen Bilder "Ömmcher Ösel" sind Kunstkarten des Imgenbroicher Künstlers Dr. Hajo Peters.
Die Karten können beim Verein für Heimatgeschichte zum Stückpreis von 1,00€ gekauft werden.
Die Herkunft des Spitznamens Esel ist nicht überliefert. Offensichtlich waren Esel früher auch nicht als Lasttiere in Imgenbroich im Einsatz, denn keine der bekannten historischen Quellen bringt den Esel mit Imgenbroich oder seinen Einwohnern in Verbindung.
Dennoch stehen die Imgenbroicher zu ihrem Symboltier und haben ihm schon vor Jahren ein Denkmal in Form einer Bronzeskulptur vor dem Bürger-Casino gesetzt.
Bronzeesel vor dem Bürger Casino
Aber auch innerhalb des Casinos trifft man auf den "Ösel", und zwar als "Gemälde" auf den Wandfliesen sowohl der Damen- als auch der Herrentoilette.
Wandgemälde in der Damentoilette
Wandgemälde in der Herrentoilette
Darüber hinaus wird im Flur des Casinos das Mundartgedicht "De Ösele" (Die Esel) präsentiert, das der Imgenbroicher Franz Schnitzler im Jahr 1926 gereimt hat.
Zur Herkunft des Spitznamens "Ösel" vertritt unser ehemaliger Geschäftsführer Otto Drosson mit Verweis auf die oben zitierten Ausführungen von Peter Schreiber und Heinrich Huppertz eine eigene einleuchtende Theorie, "... die jetzt Gültigkeit hat, bis jemand das Gegenteil beweist". Danach haben wohl vor Zeiten die etwas vornehmeren Imgenbroicher ihre etwas derberen Nachbarn aus Konzen "Köh" (Kühe) geschimpft, und diese haben dann gekontert: "Wenn wir Kühe sind, dann seid ihr die Esel!"
Dabei, so Otto Drosson, sei die Bezeichnung Esel alles andere als eine Beleidigung. Esel seien fleißige, genügsame und sanftmütige Tiere. Und wenn Esel partout nicht weitergehen wollten, könne niemand sagen, dass sie störrisch seien. Vielmehr hätten diese intelligenten Tiere erkannt, dass der vor ihnen liegende Weg eine Gefahr berge.
Im übrigen wisse man, dass Cleopatra nicht in Kuhmilch, sondern in Eselsmilch gebadet hat.
Eine abweichende Meinung zum gleichen Thema.
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Wie auch immer, die Imgenbroicher sind jedenfalls stolz auf den Spitznamen „Esel“. Das kommt auch in dem zur Dorfhymne erklärten "Ösel-Song" zum Ausdruck, einem in Imgenbroicher Plattdeutsch getexteten Mundartlied.
Dem Spitznamen "Esel" ist es auch zu verdanken, dass Anfang November 2010 zur Verschönerung des Ortsbildes und als Werbung für das 650jährige Dorfjubiläum im Jahr 2011 acht kunstvoll gestaltete lebensgroße Eselskulpturen in Imgenbroich an markanten Plätzen und an den Ortseingängen aufgestellt wurden. Dieser Eselparade war am 31.10.2010 eine "Ösels-Dööf" (Eseltaufe) mit echt Imgenbroicher Brunnenwasser vorausgegangen.
Die Esel "Ömmcher Wönk" und "Mänes" im Ortszentrum
Die Idee zu dieser "Esel-Parade" hatte Otto Drosson aus dem pfälzischen Weinort Eschbach mitgebracht, dessen Einwohner von den Nachbardörflern ebenfalls mit dem Spitznamen „Esel“ bedacht werden und die eine ähnliche Aktion zum Dorfjubiläum durchgeführt haben.
Der Jahresausflug 2009 unseres Vereins hatte u.a. Eschbach zum Ziel, wo sich die Teilnehmer die "Eschbacher Eselei" anschauen konnten.
Weitere Informationen zur Eselaktion:
- 2010: Start der Eselaktion
- 2011: Ende der Eselaktion
- 2015: Eselaktion (Sicherung, Reparatur und Umsetzung einzelner Esel)
- 2017: Eselaktion (Restaurierung einzelner Esel)